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Ornament und Farbe: das Traditionshaus der Sektkelterei Geiling in Bacharach

Hinter der über 100 Meter langen schlossähnlichen Fassade in Bacharach lagern heute kunstvoll hergestellte Zementmosaik- und Terrazzoplatten und finden Ausstellungen, Schulungen und Veranstaltungen statt. (Foto: Via GmbH, Bacharach)

Was bewegt ein Nord­licht und einen Pfäl­zer, an den Rhein zu zie­hen und hier ein Unter­neh­men zu grün­den? Der Impuls und Wunsch, einem his­to­ri­schen Bau­ma­te­ri­al eine zwei­te Chan­ce und damit ein Revi­val zu schenken!

Hinter der über 100 Meter langen schlossähnlichen Fassade in Bacharach lagern heute kunstvoll hergestellte Zementmosaik- und Terrazzoplatten und finden Ausstellungen, Schulungen und Veranstaltungen statt. (Foto: Via GmbH, Bacharach)
Hin­ter der über 100 Meter lan­gen schloss­ähn­li­chen Fas­sa­de in Bacha­rach lagern heu­te kunst­voll her­ge­stell­te Zement­mo­sa­ik- und Ter­raz­zo­plat­ten und fin­den Aus­stel­lun­gen, Schu­lun­gen und Ver­an­stal­tun­gen statt. (Foto: Via GmbH, Bacharach)
VIA-Gründer und Firmeninhaber Almut Lager und Norbert Kummermehr vor ihrem Wohnhaus in Kaub. (Foto: Via GmbH, Bacharach)
VIA-Grün­der und Fir­men­in­ha­ber Almut Lager und Nor­bert Kum­mer­mehr vor ihrem Wohn­haus in Kaub. (Foto: Via GmbH, Bacharach)

Mit fei­nem Gespür für die Ver­bin­dung von Kunst und Hand­werk und ent­ge­gen aller Wider­stän­de mach­te das Ehe­paar Almut Lager und Nor­bert Kum­mer­mehr es sich zur Auf­ga­be, wie­der mehr Far­be und For­men­viel­falt in Häu­ser und Räu­me ein­zie­hen zu las­sen. Inner­halb weni­ger Jah­re schaff­ten sie es, ein welt­weit agie­ren­des Fami­li­en­un­ter­neh­men für die Pro­duk­ti­on und den Ver­trieb deko­ra­ti­ver Zement­mo­sa­ik- und Ter­raz­zo­plat­ten aufzubauen. 

Ihren Anfang nahm die Erfolgs­ge­schich­te im alten Schie­fer­mahl­werk von Kaub, in das die jun­ge Fami­lie 2003 zog. Wäh­rend sie noch das orts­prä­gen­de Indus­trie­denk­mal aus den 1940er Jah­ren von Grund auf sanier­te und mit ihren far­ben­fro­hen Mosai­ken eine neue Wohn- und Arbeits­welt schuf, erober­ten ihre Pro­duk­te die Böden und Wän­de von Läden, Restau­rants, Hotels, Kir­chen und Wohn­häu­sern. Die hohe Nach­fra­ge und ste­ti­ge Erwei­te­rung ihres Pro­dukt­sor­ti­ments erfor­der­te bald grö­ße­re Lager­ka­pa­zi­tä­ten und Logis­tik­flä­chen, wes­halb das Unter­neh­men 2011 von Kaub ans ande­re Rhein­ufer zog. 

Zeichnung des ursprünglich fast doppelt so groß geplanten Gebäudes der Sektkelterei Geiling von 1912. (Foto: Via GmbH, Bacharach)
Zeich­nung des ursprüng­lich fast dop­pelt so groß geplan­ten Gebäu­des der Sekt­kel­te­rei Gei­ling von 1912. (Foto: Via GmbH, Bacharach)
(Foto: Via GmbH, Bacharach)
(Foto: Via GmbH, Bacharach)

Nur eine Geh­weg­brei­te von der Bun­des­stra­ße 9 und dem direkt dane­ben lie­gen­den Bahn­damm ent­fernt, war­te­te über zehn Jah­re lang das herr­schaft­li­che Tra­di­ti­ons­haus der Sekt­kel­te­rei Gei­ling am süd­li­chen Orts­ein­gang von Bacha­rach dar­auf, wie­der wach­ge­küsst zu wer­den. Doch dem alten, über 100 Meter lan­gen Gebäu­de, das dem Fir­men­grün­der und Sekt­pro­du­zen­ten Georg Gei­ling zur Lage­rung und Ver­ede­lung loka­ler Wei­ne dien­te, hing der Geruch des Leer­stands und Ver­falls an. Das dun­kel gestri­che­ne Trep­pen­haus war schwarz ver­schim­melt und zwi­schen Ver­kehrs- und Bahn­lärm sowie dem bis an die Rück­wand des his­to­ri­schen Gebäu­de­kom­ple­xes rei­chen­den Berg­hang lag nichts als eine unfer­ti­ge Gebäudehülle. 

Her­aus­for­de­rung und Chan­ce zugleich, denn das zwi­schen 1913 und 1921 als reprä­sen­ta­ti­ves Châ­teau gebau­te Ensem­ble, des­sen Fer­tig­stel­lung die bei­den Welt­krie­ge ver­hin­der­ten, stand unter Denk­mal­schutz und hat­te gleich­zei­tig Poten­zi­al für Ver­än­de­rung und Erweiterung. 

(Foto: Via GmbH, Bacharach)
(Foto: Via GmbH, Bacharach)

In der Ein­gangs­hal­le hängt heu­te die Zeich­nung des ursprüng­li­chen, fast dop­pelt so groß geplan­ten Gebäu­de­ent­wurfs, die ein Ehe­paar beim Auf­räu­men des Spei­chers fand und den Fir­men­in­ha­bern schenk­te. Statt Sekt lagern nun­mehr Zementmosaik‑, Ter­raz­zo- und Trot­toir­plat­ten sowie Wand­far­ben in den lan­gen Gewöl­be­gän­gen, die von der 1.000 qm gro­ßen, neu­en Glas­hal­le aus in die gan­ze Welt gelie­fert werden. 

Auch lebt der Reprä­sen­ta­ti­ons­ge­dan­ke des Sekt­hau­ses wei­ter in den Aus­stel­lungs- und Büro­räu­men. Am ein­drück­lichs­ten ist dies im Blau­en Salon mit umlau­fen­dem Stuck­fries, kor­re­spon­die­ren­den VIA-Boden­plat­ten und spek­ta­ku­lä­rem Rhein­blick zu erle­ben. Die Phi­lo­so­phie des Unter­neh­mens wei­ter, doch nicht fer­tig zu bau­en, lässt Raum für zukünf­ti­ge Ver­än­de­run­gen: geleb­te Bau­kul­tur zwi­schen Altem und Neuem!

Nachgefragt: Weiterbauen im denkmalgeschützten Bestand

(Foto: Via GmbH, Bacharach)
(Foto: Via GmbH, Bacharach)

Der Cha­rak­ter und die Iden­ti­tät von Städ­ten und Dör­fern wird bestimmt durch öffent­li­che Bau­ten und Wohn­häu­ser, die im Ver­lauf der Zeit ent­stan­den und dem jewei­li­gen Ort ein spe­zi­fi­sches Gesicht geben. Doch vie­le die­ser alten Gebäu­de fin­den heu­te kei­ne neu­en Eigen­tü­mer und gewach­se­nen Struk­tu­ren droht der Leer­stand und Ver­fall. Wir wol­len wis­sen, was Men­schen moti­viert, in eine Bestands­im­mo­bi­lie zu inves­tie­ren und fra­gen Almut Lager und Nor­bert Kum­mer­mehr von VIA, was es braucht, um gebau­tes Erbe zu bewah­ren und gleich­zei­tig heu­ti­gen Anfor­de­run­gen gerecht zu werden.

(Foto: Via GmbH, Bacharach)
(Foto: Via GmbH, Bacharach)

Was reizt Sie an Bestandsimmobilien?

Almut Lager: Anders als beim Ent­wurf für einen Neu­bau, ist bei einer Bestands­im­mo­bi­lie bereits etwas da. Es lässt sich sehen und erspü­ren, was für ein Gebäu­de es ist und zu wel­chem Zweck es erbaut wur­de. Ger­ne erkun­de ich das Bau­werk zu Beginn vom Kel­ler bis zum Dach und schaue es mir so lan­ge an, bis ich weiß, was wich­tig ist und was nicht. Ich erar­bei­te mir lie­ber ein Gebäu­de, als dass ich es neu baue und för­de­re so ver­bor­ge­ne Schön­heit wie­der zu Tage.

Was war für Sie die größ­te Her­aus­for­de­rung beim behut­sa­men Weiterbauen?

(Foto: Via GmbH, Bacharach)
Das Trep­pen­haus bewahrt den Ori­gi­nal­ein­druck und begrüßt Gäs­te mit einem VIA Mosa­ik-Ter­razzo­bo­den. (Foto: Via GmbH, Bacharach)

Nor­bert Kum­mer­mehr: Der Umgang mit der Ver­gan­gen­heit. Um die Bestands­im­mo­bi­lie an heu­ti­ge, unter­neh­mens­spe­zi­fi­sche Anfor­de­run­gen anzu­pas­sen, war es erfor­der­lich, Neu­es her­vor­zu­brin­gen und Geschich­te als Kon­ti­nui­tät zu begrei­fen. Das Wei­ter­bau­en der Immo­bi­lie mit der Spra­che unse­rer Zeit gelang mit einer Stahl-Glas­kon­struk­ti­on. Durch die Hel­lig­keit und Leich­tig­keit der Anbau­ten konn­te die Schwe­re der Bestands­im­mo­bi­lie aus­ge­gli­chen und ein har­mo­ni­sches Neben­ein­an­der von Alt und Neu gefun­den werden.

Wer und was hat Ihnen gehol­fen bei Pla­nung und Umbau?

Nor­bert Kum­mer­mehr: Bei der Umset­zung wur­de nicht der Weg der preis­ori­en­tier­ten Aus­schrei­bung gewählt, son­dern die part­ner­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit mit ver­trau­ens­wür­di­gen Hand­wer­kern. Der Bau­fort­schritt wur­de auf Sicht durch­ge­führt. Dadurch konn­te der Umbau sehr zügig umge­setzt wer­den. Die Umbau­zeit von weni­ger als 12 Mona­ten bei gleich­zei­ti­ger Bud­get­ein­hal­tung spre­chen für sich.

Veröffentlicht unter Kommunales Wissen, Vor Ort

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