Prüm (Eifelkreis Bitburg-Prüm) – 2017 startete das Modellprojekt „Schreibtisch in Prüm“. Mittlerweile hat sich der Coworking Space als erfolgreiche Lösung für flexibles Arbeiten im ländlichen Raum erwiesen. Er bietet acht Arbeitsplätze für Pendlerinnen und Pendler sowie für Selbstständige, die Beruf und Privatleben besser trennen möchten. Damit trägt er dazu bei, Arbeitsplätze in der Region zu halten.
Der Schreibtisch in Prüm bekämpft als Coworking Space den Leerstand
Der „Schreibtisch in Prüm“, kurz SiP, ist ein sogenannter Coworking Space. Ein Coworking Space ist ein gemeinschaftlich genutzter Arbeitsbereich, der flexible Arbeitsplätze und Infrastruktur für verschiedene Nutzerinnen und Nutzer bereitstellt. Er bietet eine kostengünstige Alternative zu traditionellen Büros. In einem Coworking Space können Freiberufler und Pendlerinnen in einer professionellen Umgebung arbeiten anstatt zum Beispiel am heimischen Küchentisch.
Interessierte können Schreibtische, Büros oder Besprechungsräume flexibel und auch tageweise buchen. Insbesondere in Großstädten sind Coworking Spaces innovative Orte, an denen Gründerinnen und Gründer zusammenkommen und sich austauschen können.
Der „Schreibtisch in Prüm“ befindet sich in der Kalvarienbergstraße 4. Das Gebäude diente früher als Kreiswasserwerk und stand vor dem Einzug des „Schreibtisch in Prüm“ etwa drei Jahre lang leer. 2014 begannen die Planungen zur Umnutzung, und 2017 wurde das Projekt realisiert. Heute stehen hier in der zweiten Etage acht Arbeitsplätze für verschiedene Nutzergruppen zur Verfügung.
Die Wiederbelebung des ehemaligen Kreiswasserwerks zeigt, wie kommunale Gebäude durch kreative Konzepte neues Leben erhalten und moderne Arbeitsformen unterstützt werden können.
Beschreibung des Projektes
Pfalz. Das Projekt wurde vom Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz unterstützt. Es ging um die Frage, unter welchen Bedingungen sich das urbane Konzept von Coworking Spaces, also Räumen mit buchbaren Schreibtischen, auf den ländlichen Raum übertragen lässt.
Von 2017 bis 2023 wurde der SiP von der Entwicklungsagentur in Zusammenarbeit mit der Verbandsgemeinde Prüm und dem Eifelkreis Bitburg-Prüm betrieben. Um die Bürgerinnen und Bürger über den neuen Coworking Space in Prüm zu informieren, wurde eine intensive Öffentlichkeitsarbeit durch die Entwicklungsagentur und die Verbandsgemeinde durchgeführt. Die Kreisverwaltung stellte die Räume bereit, sodass nur die laufenden Betriebskosten anfielen. Nach einer sechsjährigen Betreuung durch die Entwicklungsagentur wurde die Trägerschaft zum 1. Januar 2023 vollständig an die Verbandsgemeinde Prüm übergeben. Dies unterstreicht die Nachhaltigkeit des Konzepts und zeigt, dass sich der „Schreibtisch in Prüm“ erfolgreich in der Region etabliert hat.
Wie funktioniert es?
Der „Schreibtisch in Prüm bietet eine flexible Arbeitsumgebung für verschiedene Nutzergruppen. Im ehemaligen Kreiswasserwerk, Kalvarienbergstraße 4, gibt es vier Büroräume mit je zwei Arbeitsplätzen, einen Besprechungsraum und eine kleine Kaffeeküche. Die Räumlichkeiten sind für Selbständige, Pendlerinnen und Angestellte vorgesehen, die flexible Arbeitsplätze außerhalb der eigenen vier Wände suchen. Die Büros sind mit Schreibtischen, Schreibtischstühlen, Rollcontainern und jeweils einem Drucker ausgestattet. Das Coworking Space bietet eine Internetverbindung über einen Glasfaseranschluss mit einer Leistung von 250 Mbit/s Download und etwa 60 Mbit/s Upload an. Der Besprechungsraum ist ausgestattet mit Tischen und Stühlen sowie einer Flipchart.
Interessierte können die Arbeitsplätze für unterschiedliche Zeiträume buchen: Während sich Interessenten beim 1-Tages-Ticket sich für einen bestimmten Arbeitstag entscheiden müssen, bekommen sie beim 5-Tages-Ticket einen festen Arbeitsplatz zugewiesen. Das 1-Tages-Ticket kostet 50 Euro pro Monat, und das 5-Tages-Ticket 100 Euro pro Monat. Der Besprechungsraum kann für 50 Euro gebucht werden. Mit diesem Ticket können die Interessenten einen Monat lang einen bestimmten Tag in der Woche den Besprechungsraum nutzen. Alle Tickets sind einen Monat gültig. Der „Schreibtisch in Prüm“ ist montags bis freitags jeweils von 7 bis 21 Uhr geöffnet. Über ein Buchungsformular auf der Website der Verbandsgemeinde Prüm können Interessierte einen entsprechenden Vertrag abschließen.
Der Besprechungsraum bietet Platz für 10 Personen. Daneben gibt es vier Büros mit jeweils zwei Arbeitsplätzen und eine Kaffeeküche. Die Büros sind mit Schreibtischen, Schreibtischstühlen, Rollcontainern und jeweils einem Drucker ausgestattet. In den Räumen gibt es zum Teil verschließbare Schränke wie hier im Besprechungsraum.
Was hat sich durch das Projekt geändert?
Der Erfolg des „Schreibtisch in Prüms“ lässt sich unter anderem an der Auslastung seit März 2020 erkennen. Von den acht Arbeitsplätzen sind drei Arbeitsplätze von Nutzern mit 5-Tages-Ticket fest gebucht. Ein weiterer Nutzer bucht regelmäßig den Besprechungsraum. Dies zeigt, dass Coworking im ländlichen Raum nachgefragt wird.
Der „Schreibtisch in Prüm“ ist ein Beispiel dafür, wie leerstehende kommunale Gebäude sinnvoll genutzt werden können und bietet eine Antwort auf zeitgemäße Arbeitsansprüche in ländlichen Regionen. Das Projekt ist ein erster Schritt auf dem Weg, Arbeit wieder in den Ort zu holen. Die Menschen sind tagsüber vor Ort und können die örtliche Wirtschaft nutzen und somit stärken. Dies kann dazu beitragen, dass mehr Kaufkraft im Ort bleibt, der Ortskern belebt wird und die Attraktivität eines Ortes sowie der Dorfgemeinschaft steigen.
Der „Schreibtisch in Prüm“ bietet nicht nur Selbständigen, sondern auch Projektteams oder Pendlern eine professionelle Arbeitsumgebung. Für Nutzerinnen entsteht ein Mehr an Zeit, z.B. für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder das Ausüben eines Ehrenamtes. Ganz nebenbei können Pendelzeiten und CO2-Emissionen so reduziert und ein nachhaltiger Mobilitätswandel gefördert werden.
Der „Schreibtisch in Prüm“ wurde als erster Coworking Space in Rheinland-Pfalz außerhalb der großen Ballungszentren zunächst als Modellprojekt von der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz betrieben. Seit 2023 ist die Verbandsgemeinde Prüm die Betreiberin. Der Erfolg des „Schreibtischs in Prüm“ führte zu einer Erweiterung des Konzepts. Er wurde zum Ausgangspunkt für das erweiterte Modellprojekt der „Dorf-Büros“, das von der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz durchgeführt wird. Mittlerweile gibt es in Rheinland-Pfalz 13 Dorf-Büros.
Das Projekt „Dorf-Büros“ unterstützt seit 2019 bis zu drei Kommunen bei der Umsetzung ihres Dorf-Büro-Vorhaben. Auch in diesem Jahr können sich Kommunen bewerben. Die Unterstützung umfasst eine fachliche Beratung sowie finanzielle Mittel von bis zu 50.000 Euro. Davon sind bis zu 20.000 Euro für die Einrichtung und den Umbau vorgesehen, während in den ersten drei Betriebsjahren jährlich bis zu 10.000 Euro bereitgestellt werden. Die Ausschreibung für die nächste Bewerbungsrunde startet am Montag, den 9. September 2024.
So wurde es gemacht
Ziel
Der „Schreibtisch in Prüm“ wurde als Modellprojekt gestartet, um Coworking Spaces im ländlichen Raum zu erproben und zu etablieren. Ziel war es, die Vorteile flexibler Arbeitsplätze, die in Städten bereits erfolgreich genutzt werden, auf ländliche Regionen zu übertragen. Dabei sollte das Projekt nicht nur moderne Arbeitsplätze für Selbständige, Pendler und Pendlerinnen schaffen, sondern auch leerstehende kommunale Gebäude revitalisieren, wie zum Beispiel das ehemalige Kreiswasserwerk in Prüm. Zudem sollte die lokale Wirtschaft gefördert werden und das Projekt als Vorbild für ähnliche Initiativen in anderen ländlichen Regionen dienen. Ein wichtiges Ziel war die Entwicklung eines nachhaltigen Konzepts.
Vorgehen
Während Coworking Spaces im städtischen Raum bereits bekannt waren, gab ein solches Angebot im ländlichen Raum jedoch noch nicht. Es stellte sich die Frage, ob ein solches Angebot nicht auch im ländlichen Raum als Alternative zum Pendeln funktionieren könnte. Die Idee für Prüm ergab sich bei einem Arbeitskreis, an dem Rainer Zeimentz, Vorstand der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz, und Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm, teilnahmen.
Prüm als Stadt mit vielen Auspendlern mit langen Pendelstrecken bot sich als Standort für ein Modellprojekt für ein Coworking Space im ländlichen Raum an.
Das Coworking Space in Prüm sollte für die Nutzerinnen und Nutzer gut erreichbar sein. Es sollte über Parkmöglichkeiten verfügen und zentral gelegen sein. Schnell fiel die Wahl auf ein leerstehendes Bürogebäude des ehemaligen Wasserwerks in der Kalvarienbergstraße 4 des Eifelkreises Bitburg-Prüm. Die Räumlichkeiten standen seit etwa drei Jahren leer. Der Kreis als Eigentümer des Gebäudes wurde als Partner in das Projekt aufgenommen.
Es war schnell klar, dass die Büros grundlegend saniert und anschließend renoviert werden mussten. Der ursprüngliche Grundriss blieb erhalten. Die vier Büros wurden mit je zwei Arbeitsplätzen ausgestattet, während die Teeküche und der Besprechungsraum eingerichtet wurden. Die Toiletten für Männer und Frauen wurden instandgesetzt und ein Vertrag mit einem Internetanbieter wurde abgeschlossen. Der „Schreibtisch in Prüm“ eröffnete Anfang Juli 2017.
Das ehemals leerstehende Gebäude des Kreiswasserwerkes. Im vorderen Bereich befindet sich die Bundespolizei (Eingang hinter den Torbögen), im hinteren Bereich ist der Eingang zum „Schreibtisch in Prüm“. Parkplätze befinden sich am Gebäude (auf dem Bild rechts), dahinter sowie auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Um den SiP bekannt zu machen, wurde eine Marketingstrategie entwickelt. So wurde auf lokalen Veranstaltungen, im Amtsblatt „Prümer Rundschau“ und auf der Homepage der Verbandsgemeinde Prüm auf den Coworking Space hingewiesen. Die ersten Buchungen erfolgten etwa zwei bis drei Monate nach Eröffnung des SiP.
Dies zeigt, dass ein Coworking Space im ländlichen Raum funktionieren kann.
Im Rahmen des erweiterten Modellprojektes „Dorf-Büros – Coworking Spaces in Rheinland-Pfalz“ werden nun bis zu drei ausgewählte Kommunen beim Aufbau und der Umsetzung eines Coworking Spaces unterstützt. Um das nötige Knowhow zu vermitteln, werden jeweils aktuell drei Workshops angeboten, an denen sich die ausgewählten Kommunen verpflichten, teilzunehmen.
Aufwand
Ein wesentlicher Teil des Aufwands bestand darin, das ehemalige Kreiswasserwerk in der Kalvarienbergstraße in ein modernes Coworking Space umzuwandeln. Dies umfasste die Einrichtung von vier Büroräumen mit je zwei Arbeitsplätzen, einem Besprechungsraum und einer kleinen Kaffeeküche. Das Projekt wurde finanziell durch die Entwicklungsagentur unterstützt, was die Renovierung und Ausstattung ermöglichte. Als Modellprojekt fielen beim „Schreibtisch in Prüm“ erhebliche Umbau-, Renovierungs-, Ausstattungs- und Personalkosten an, was es nur bedingt als Beispiel geeignet macht. Zum Beispiel benötigte die Entwicklungsagentur vor Ort einen „Kümmerer“, der einen Großteil der örtlichen Betreuung übernahm, da sie ihren Sitz in Mainz und nicht in Prüm hat. Nach Übernahme des SiP durch die Verbandsgemeinde entfallen diese Kosten. Daneben gibt es eine Reinigungskraft. Insgesamt hat die Verbandsgemeinde Prüm seit der Übernahme rund 18.000 Euro aufgewendet, bei Einnahmen von jährlich 6.400 Euro.
Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Einrichtungskosten sowie die laufenden Ausgaben im Nachfolgeprojekt „Dorf-Büros“. Für den Umbau und die Renovierung der Räumlichkeiten der Dorf-Büros sind 20.000 Euro und für die ersten drei Betriebsjahre jeweils 10.000 Euro vorgesehen.
Grundsätzlich lässt sich sagen: Mit der Größe des Coworking Spaces steigen die Personalkosten. Je größer das Space, desto mehr Personal wird benötigt und desto höher sind die anteiligen Personalkosten.
Verantwortliche
Die EA war von 2017 bis 2022 Betreiberin des „Schreibtischs in Prüm“ und kümmerte sich um die Etablierung und den anfänglichen Betrieb des „Schreibtischs in Prüm“. Dort war jeweils ein Projektleiter für den SiP verantwortlich.
Seit 2023 hat die Verbandsgemeinde Prüm die Leitung des Coworking Spaces übernommen und ist seitdem für den „Schreibtisch in Prüm“ verantwortlich. Der Kreis Bitburg-Prüm stellt für das Projekt die Räumlichkeiten in der Kalvarienbergstraße zur Verfügung. Bis Ende Juli 2023 stand der „Kümmerer“ der Verbandsgemeinde zur Seite. Seit August 2023 hat die Verbandsgemeinde die Aufgaben des „Kümmerers“ übernommen.
Erfolgsfaktoren
Der „Schreibtisch in Prüm“ hat sich durch eine Kombination verschiedener Faktoren als erfolgreiches Coworking-Modell im ländlichen Raum etabliert. So erwies sich beispielsweise der Standort in der Kalvarienbergstraße aufgrund seiner zentralen Lage als ideal.
Die professionelle Ausstattung mit vier Büros, einem Besprechungsraum und einer Kaffeeküche schuf ein attraktives Arbeitsumfeld. Die Raumaufteilung in Doppelbüros stellte sich als passendes Modell für die Bedürfnisse im ländlichen Raum heraus. Dabei war sie den Räumlichkeiten geschuldet und sollte ursprünglich einem Großraumbüro weichen, wie es in städtischen Coworking Spaces üblich ist.
Die finanzielle Unterstützung im Rahmen des Modellprojektes war gerade zu Beginn entscheidend. Die enge Zusammenarbeit zwischen der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz e.V., der Verbandsgemeinde Prüm und dem Eifelkreis trug zur effektiven Umsetzung und Betreuung des Projekts bei. Insbesondere während der Corona-Pandemie erwiesen sich die flexiblen Buchungsmöglichkeiten als wertvolle Alternative zum Homeoffice.
Stolpersteine
Als erstes Coworking-Projekt im ländlichen Raum von Rheinland-Pfalz gab es anfänglich Zweifel an der Machbarkeit und der Nachfrage nach dem Angebot.
Vor der Eröffnung des „Schreibtischs in Prüm“ stellte sich die Frage, wie das Coworking Space umgebaut und saniert werden sollte, um den Anforderungen der Nutzer im ländlichen Raum gerecht zu werden. Die Idee eines Großraumbüros wurde verworfen und die Räume behielten ihren ursprünglichen Grundriss. Stattdessen wurden die Büroräume saniert und renoviert und mit einer Bürogrundausstattung versehen.
Eine weitere Herausforderung bestand darin, das Konzept des Coworking, das hauptsächlich in städtischen Gebieten bekannt war, im ländlichen Raum zu etablieren und potenzielle Nutzer zu gewinnen Es dauerte etwa zwei bis drei Monate, bis die ersten Buchungen eingingen. In dieser Zeit war intensive Werbung notwendig, um die Öffentlichkeit auf den Coworking Space aufmerksam zu machen. So wurden Infostände und Verteilaktionen auf der Grenzlandschau in Prüm organisiert, einer bedeutenden internationalen Handels- und Verbrauchermesse in der Großregion, sowie beim Prümer Sommer, einer wichtigen kulturellen und gesellschaftlichen Veranstaltung in der Region. Es wurden zudem Anzeigen im Amtsblatt „Prümer Rundschau“ und auf der Homepage der Verbandsgemeinde Prüm geschaltet.
Es bedurfte also eines langen Atems seitens der Verantwortlichen, um das Projekt erfolgreich umzusetzen.
Ansprechpartner
Sollten Sie Fragen zum Projekt haben, können Sie sich an folgenden Ansprechpartner wenden:
Verbandsgemeinde Prüm
Julia Schmitz
Tel: 06551 943-278
E-Mail: Julia.Schmitz@vg-pruem.de
Für die Redaktion des Digital-Newsletters ist die Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz e. V. verantwortlich.
Der “Digital-Newsletter” wird unterstützt von: