Göllheim (Pfalz) – Die rasant fortschreitende Digitalisierung stellt vor allem ältere Menschen oft vor Herausforderungen. Dank der regelmäßigen Sprechstunden der Digitalbotschafter erhalten sie nun die Möglichkeit, persönliche Fragen zu klären und technische Unterstützung zu erhalten – ein Projekt, das nicht nur Wissenslücken schließt und die Verwaltung als Ansprechpartner entlastet, sondern auch den sozialen Austausch fördert.
Bildquelle: Hans Joachim Herweck
Die Digitalbotschafter: Wegweiser in der digitalen Welt
Die Digitalbotschafter sind engagierte Menschen, die (ältere) Mitbürgerinnen und Mitbürger beim Schritt in die digitale Welt zu unterstützen. Im Rahmen des landesweiten Programms “Digitalbotschafter des Landes Rheinland-Pfalz” werden sie geschult, um sowohl technisches Wissen als auch soziale Aspekte der Digitalisierung zu vermitteln. Ziel ist es, älteren Menschen den Zugang zu modernen Technologien zu erleichtern und die digitale Teilhabe zu fördern.
Die Digitalbotschafterinnen und -botschafter fungieren als Brückenbauer zwischen Generationen, indem sie technische Hürden abbauen und einen Raum für offene Fragen zur Digitalisierung schaffen. Ihr Einsatz reicht von der Vermittlung digitaler Grundkompetenzen bis hin zur Förderung der Selbstständigkeit im Umgang mit digitalen Geräten.
Das Programm “Digitalbotschafter des Landes Rheinland-Pfalz” wurde von der Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest und dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung Rheinland-Pfalz ins Leben gerufen. Die Betreuung und Schulung der ehrenamtlichen Digitalbotschafterinnen erfolgt durch die Medienanstalt Rheinland-Pfalz.
Beschreibung des Projektes
Jeden ersten Freitag und jeden dritten Montag findet eine Sprechstunde der Digitalbotschafter statt. Menschen, die Fragen zum Umgang mit digitaler Technik haben, können dort ohne Anmeldung und kostenlos dort ihre Fragen stellen. Sie erhalten dann von den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern Unterstützung bei der Nutzung digitaler Anwendungen. Die Sprechstunde findet zentral im Digital-Büro in den Räumlichkeiten des Digital- und Tourismusbüro in der Sitzgemeinde Göllheim statt. Die Sprechstunde ist 90 Minuten lang geöffnet.
Ergänzt wird das Angebot durch die Gemeindeschwester plus vor Ort. Die Gemeindeschwester plus ist eine Pflegefachkraft, die Seniorinnen und Senioren, die noch nicht pflegebedürftig sind, in bestimmten Bereichen berät und unterstützt. Gleichzeitig kann sie digitale Technik wie Tablets verleihen. So können Interessierte die Geräte vor dem Kauf testen. Der Schritt in die digitale Welt wird so niederschwelliger.
Wie funktioniert es?
In der Verbandsgemeinde gibt es sechs ehrenamtliche Digitalbotschafterinnen und Digitalbotschafter. Diese konnten über einen Aufruf gewonnen werden und wurden im Rahmen des Programms “Digitalbotschafter des Landes Rheinland-Pfalz” für die Vermittlung digitaler Kompetenzen geschult.
Die genauen Termine werden durch die Digitalbeauftragte der Verbandsgemeinde im Veranstaltungskalender der Verbandsgemeinde sowie im Amtsblatt und auf den Social-Media-Kanälen veröffentlicht. Über die Sprechstunden wird regelmäßig auch durch Anzeigen informiert.
Die Sprechstunden der Digitalbotschafter werden regelmäßig durch halbseitige Anzeigen im Amtsblatt der Verbandsgemeinde Göllheim (Pfalz) beworben.
Was hat sich durch das Projekt geändert?
Die Seniorinnen und Senioren haben weniger Hemmnisse mit digitale Medien umzugehen und fühlen sich sicherer im Umgang mit digitaler Technik. Die Digitalbotschafterinnen und -botschafter können strukturierter arbeiten, da technische Fragen und Unterstützungswünsche geordneter eingehen. Die Verwaltung wird entlastet, da sie weniger Anfragen zu digitalen Angeboten oder Bitten um Unterstützung erhält. Diese werden meist in den festen Sprechstunden der Digitalbotschafter geklärt. Die Möglichkeit, Tablets auszuleihen, ermöglicht den Seniorinnen einen risikofreien Einstieg in die Welt der digitalen Technologien.
So wurde es gemacht
Ziel
Das Ziel ist es, ältere Menschen bei der Nutzung digitaler Technologien zu unterstützen, um ihre Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu fördern und ihre Selbstständigkeit im Alter zu erhalten. Dazu bot damals ein Digitalbotschafter bereits Kurse und Infoveranstaltungen in der Gemeinde Rüssingen in der Verbandsgemeinde Göllheim an.
Vielfach stellte sich heraus, dass der Besuch eines Kurses oder einer Informationsveranstaltung zu digitalen Themen für die Betroffenen eine hohe Hürde darstellte. Auch die direkte Kontaktaufnahme mit einem Digitalbotschafter per E-Mail oder Telefon stellte für einige Betroffene eine Hürde dar.
Gleichzeitig wandten sich gerade während der Corona-Pandemie viele Menschen mit Fragen zu digitalen Anwendungen an die Verwaltung, z.B. um einen Test- oder Impftermin online zu vereinbaren.
Mit regelmäßigen offenen Sprechstunden sollte ein niederschwelliges Angebot für Betroffene geschaffen werden, bei dem sie ihre Fragen zur digitalen Welt stellen können und Hilfe bei Problemen erhalten.
Vorgehen
In der Verbandsgemeinde Göllheim gab es bereits einen Digitalbotschafter, der ehrenamtlich Menschen bei Problemen mit Smartphone, Computer und Co. unterstützte, zum Beispiel durch Kurse und Stammtische.
In Zusammenarbeit zwischen dem Digitalbotschafter, der Digitalbeauftragten der Verbandsgemeinde und der Gemeindeschwester plus vor Ort wurden zunächst weitere Digitalbotschafterinnen und -botschafter gesucht. Dazu wurde ein Aufruf über das Amtsblatt, die Webseite der Kommune und über soziale Medien gestartet. Auf diese Weise konnten fünf weitere Digitalbotschafterinnen und -botschafter gewonnen werden.
Bei einem runden Tisch wurde dann die Sprechstunde konzipiert und geplant: Zweimal im Monat sollte die Sprechstunde stattfinden. Die Dauer wurde mit 90 Minuten festgelegt. Der Veranstaltungsort sollte deutlich machen, dass es sich um ein seriöses, kostenloses und öffentliches Angebot handelt. Es sollte jedoch nicht direkt mit behördlichen Vorgängen in Verbindung gebracht werden, um möglichst niedrigschwellig zu sein. Gleichzeitig sollten keine zusätzlichen Raumkosten entstehen. Die Wahl fiel auf das digitale Büro im Digital- und Tourismusbüro der Sitzgemeinde Göllheim.
Anschließend wurde eine Öffentlichkeitskampagne entwickelt. Sie umfasst die persönliche Ansprache Interessierter durch die Digitalbotschafter und die Gemeindeschwester plus, regelmäßige Anzeigen und die regelmäßige Veröffentlichung der Sprechstundentermine im Amtsblatt, auf den Internetseiten der Verbandsgemeinde Göllheim und den sozialen Medien.
Die Besetzung der Sprechstunde übernehmen die Digitalbotschafter eigenverantwortlich.
Aufwand
Die Suche nach neuen Digitalbotschaftern erfolgte im Rahmen der laufenden Arbeit der Digitalbeauftragten der Verbandsgemeinde. Zusätzliche Kosten entstanden nicht, da auf vorhandene Medien zurückgegriffen wurde.
Der Aufwand für die Sprechstunden ist aus Sicht der Verwaltung gering. Die Digitalbotschafter organisieren sich weitgehend selbst. Auch die Räumlichkeiten für die Sprechstunde sind ohnehin vorhanden, so dass keine zusätzlichen Kosten entstehen. Auch die Terminankündigungen erfolgen im Rahmen der laufenden Arbeit.
Die Termine der Sprechstunde der Digitalbotschafter werden regelmäßig veröffentlicht. Dies geschieht einerseits im Amtsblatt und andererseits online, wie hier im Online-Terminkalender der Verbandsgemeinde Göllheim.
Verantwortliche
Die Suche nach neuen Digitalbotschafterinnen erfolgt durch die Digitalbeauftragte der Verwaltung. Termine, Häufigkeit und Details zu den Sprechstunden wurden gemeinsam von der Digitalbeauftragten, der Gemeindeschwester plus und den Digitalbotschafterinnen besprochen und festgelegt.
Die Digitalbotschafter kümmern sich eigenständig um die Besetzung der Sprechstunden.
Die Digitalbeauftragte der Verbandsgemeinde kümmert sich um die Veröffentlichung der Termine im Amtsblatt und auf den Online-Plattformen der Verbandsgemeinde sowie um die Bewerbung des Angebots.
Erfolgsfaktoren
Ein Erfolgsfaktor war die Corona-Pandemie. Viele Angebote, wie z.B. Termine für Impfungen oder Tests, waren am einfachsten online zu finden. Einige Menschen waren damit überfordert und hatten einen erhöhten Bedarf an Beratung und Unterstützung. Die Sprechstunden fielen daher auf fruchtbaren Boden.
Wichtig war auch, dass die Sprechstunden durch die Beteiligung der Verwaltung als seriöses und öffentliches Angebot wahrgenommen wurden. Durch die Wahl des Veranstaltungsortes im Digital- undTourismusbüro ist es jedoch deutlich niedrigschwelliger und weniger verwaltungslastig als ein Angebot im Verwaltungsgebäude selbst.
Die Gemeindeschwestern plus sind als soziale Ansprechpartner für ältere Menschen in den Gemeinden viel unterwegs. Sie sind damit wichtige Multiplikatoren für das Angebot. Darüber hinaus können sie digitale Technik wie Tablets verleihen, so dass gerade ältere Menschen die Technik vor dem Kauf testen können. Dies ermöglicht einen kostengünstigen und niedrigschwelligen Einstieg in die digitale Welt.
Stolpersteine
Die Rekrutierung weiterer digitaler Botschafter war zunächst eine Herausforderung. Diese konnte jedoch durch die Zusammenarbeit eines bereits vorhandenen Digitalbotschafters, der Digitalbeauftragten und der Gemeindeschwesterplus gelöst werden. Verschiedene Werbemaßnahmen halfen dabei.
Manche Menschen verbinden mit einem Besuch im Verwaltungsgebäude bürokratische Abläufe und hierarchische Strukturen, so dass eine Sprechstunde dort als zu formal wahrgenommen und seltener genutzt wird. Die Sprechstunde findet daher im im Digital- undTourismusbüro statt. Dies wird einerseits als öffentliches Angebot wahrgenommen, ist aber auch weniger formell als eine Sprechstunde im Verwaltungsgebäude.
Ansprechpartner
Sollten Sie Fragen zum Projekt haben, können Sie sich an folgenden Ansprechpartner wenden:
Verbandsgemeinde Göllheim
Julia Maurer
Tel: 06351 9998028
E-Mail: maurer@vg-goellheim.de
Projektbeschreibung beim Netzwerk Digitale Dörfer
Für die Redaktion des Digital-Newsletters ist die Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz e. V. verantwortlich.
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